Da es nur wenig Schnee gab und die Wetterprognosen nicht allzu schlecht waren, wanderte ich einen immer wieder wiederholten Klassiker. Es handelt sich um den Abstieg durch die Engelberger Aa-Schlucht. Obwohl ich diese Wanderung schon regelmässig gemacht hatte, ist der Spass jedes Mal immer gleich.
Diese Schlucht ist seit Anfang der 2000er-Jahre ziemlich aufgerüttelt worden, und die Streckenführung, die ich bis dahin verfolgte, musste komplett verändert werden. Denn im August 2005 kam es in der Schweiz zu denkwürdigen Überschwemmungen. In einigen Regionen wurde die Landschaft durch die Gewalt des Wassers verändert. Das war auch bei Engelberg der Fall, das bei diesem Ereignis wochenlang abgeschnitten war, bevor eine Übergangslösung eingeführt wurde. Erst 2007 konnte der Verkehr wieder auf die ursprüngliche Trasse für die Strasse und den Zug zurückgeführt werden.
Obwohl Strasse und Zug rasch wieder instandgesetzt wurden, dauerte es noch einige Jahre, bis der Weg durch die Schlucht wieder hergestellt werden konnte. Das Gelände wurde durch das Hochwasser derart verändert, dass es nicht mehr möglich war, den Weg nach der ursprünglichen Trasse wieder herzustellen.
Vorher, seit Mitte der 1970er Jahre, wechselte der Weg bis Obermatt dreimal das Ufer: ein erstes Mal kurz vor der Arnibach-Mündung, ein zweites Mal kurz danach und ein drittes Mal über die grosse Steinbrücke kurz vor Obermatt. Heute sind nicht weniger als acht Uferwechsel nötig. Für einige Überquerungen wurden Hängebrücke gebaut, die hoch genug sind, damit neue Überschwemmungen diese Bauwerke nicht erneut zerstören. Dies erforderte den Bau starker Verankerungen in schwierigem Gelände.
Hier und da sieht man am anderen Ufer noch Teile des alten Weges. Längere Abschnitte sind jedoch völlig verschwunden und wurden durch die Stösse des Wassers abgetragen. Eine Stelle ist jedoch erhalten geblieben: das Loch, das durch eine Felsspitze gebohrt wurde, die der Weg durchquert.
Verglichen mit meinen Erinnerungen hat sich eines stark verändert: Es gibt Picknickplätze, auf denen man Ausrüstung hat, um Würstchen braten zu können. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass die Haltestelle Obermatt weggefallen ist. Denn bis Dezember 2010 konnte man an dieser Stelle in den Zug zurück nach Engelberg einsteigen. Durch die Kreuzung der Zugverbindungen war das Anhalten des Zuges zwingend vorgeschrieben. Mit der Inbetriebnahme des Tunnels ist die Aussenstrecke komplett weggefallen, ebenso die Haltestellen Obermatt und Grüenewald. Das zwingt dann, wenn man nach Engelberg zurückwill, bis zur Haltestelle Grafenort weiterzugehen und die Wanderung, um eine kleine Stunde zu verlängern.
Eine Neuerung wurde kürzlich an der Haltestelle Grafenort eingeführt: Die Haltestelle erfolgt jetzt auf Anfrage und man darf nicht vergessen, den entsprechenden Knopf zu drücken, wenn der Zug anhalten soll.
Route: Engelberg – Genisee – Aa-Schlucht – Obermatt – Grafenort
Distanz: 8,5Km
Höhenunterschied: 30m positiv / 465m negativ
Dauer: 2h30